Heide Steinhardt ist am 4. Juli 1943 in Bonn geboren. Sie ist die älteste von drei Schwestern. Sie reagiert auf die Zumutungen der Nachkriegszeit mit schwerem Asthma. Deshalb verbringt sie seit ihrem 3. Geburtstag viele Monate in Kinderheimen. 1962 macht sie an einem Mädchengymnasium Abitur und studiert Volkswirtschaft und Soziologie in Erlangen, Nürnberg und Kiel. 1967 besteht sie ihr Examen als Diplom-Volkswirtin. Im gleichen Jahr heiratet sie den Ökologie-Professor Dr. Udo E. Simonis. Sie folgt ihm nach Afrika und Japan. Die Asthma-Anfälle hören bald ganz auf. Ihr Mann ist jemand, der seine Frau ermutigt und ihre Karriere stützt. Auch ihr Vater und ihre beiden Schwestern sind Vertraute in schwierigen Situationen. 1969 tritt Heide Simonis in die SPD ein und beginnt sich, nach oben zu arbeiten, an. Sie hat bald begriffen, dass die eigentlichen Entscheidungen nach dem offiziellen Ende einer Sitzung in einem Hinterraum der Kneipe getroffen werden und harrt seitdem immer mit bis zum bitteren Ende aus. Das konnte in der Regel bis zwei, halb drei Uhr nachts sein.
Heide Simonis ist die einzige der begabten SPD-Frauen der ersten Nachkriegsgeneration, die es so weit nach oben schafft.
Einige ihrer politischen Stationen: Mitglied im Kreisvorstand in Kiel, Mitglied der Kieler Ratsversammlung, Wahl in den Bundestag, Fraktionssprecherin im Haushaltsausschuss, Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Von 1988-1991 gehört sie dem Bundesvorstand der SPD an. Von 1993 bis 2005 war Heide Simonis Ministerpräsidentin in Schleswig-Holstein. Die erste und damals einzige Frau in diesem Amt. Auf ihrer Homepage beschreibt die SPD-Politikerin ihren Erfolg so: „Plötzlich war ich Ministerpräsidentin.“ Die Finanzministerin wurde Nachfolgerin von Björn Engholm. Sie war jüngste Abgeordnete des Bundestages, einziges weibliches Mitglied des Haushaltsausschusses und erste Ministerpräsidentin der Republik.
In ihrem Buch „Unter Männern“ (2003) formuliert sie engagiert und unterhaltsam ihre politischen Positionen, berichtet aber auch von der Demontage durch die eigenen Genossen.
Heide Simonis ist gern unter Menschen und liebt es, etwas zu bewegen.
Unter ihrer Regierung wird das sogenannte „Schläfrig-Holstein“ zu einem modernen Land mit Zukunftsindustrien wie Biotechnologie und Medizintechnik. Sie treibt den Umbau der Verwaltungsstrukturen voran und scheut nicht vor unpopulären Maßnahmen zurück. Im Jahr 2000 gehören ihrer Regierung in Kiel erstmals in Deutschland mehr Frauen als Männer an. Trotz ihrer ungebrochenen Popularität sind es bei der Landtagswahl 2005 die eigenen Genossen, die ihr in vier Wahlgängen die Mehrheit verweigern. Verbittert legt Heide Simonis alle politischen Ämter nieder und denkt zunächst auch über einen Austritt aus der SPD nach. Anknüpfend an ihre Erfahrungen in Sambia wählt sie sich ein Tätigkeitsfeld in der Entwicklungshilfe und wird 2006 einstimmig zur ehrenamtlichen Bundesvorsitzenden von UNICEF Deutschland gewählt. Deutschland hat eine Politikerin mit Herz verloren.