Agnes Gonxhe Bojaxhiu wurde als Tochter eines Bauunternehmers der albanischen Bevölkerungsgruppe geboren und katholisch getauft. Als sie neun Jahre alt war, starb der Vater überraschend. Immer stärker verspürte das Mädchen den Wunsch, sich in der Mission zu engagieren. Im Alter von 18 Jahren schloss sie sich unter dem Einfluss von Jesuiten in Letnica den Schwestern der Jungfrau von Loreto
an und erhielt in Irland ihre Ausbildung als Missionarin. Anfang 1929 kam sie über Colombo nach Darjeeling am Fuß des Himalaya-Gebirges, wo sie das Noviziat absolvierte, in den Orden aufgenommen wurde und in Erinnerung an Thérèse von Lisieux den Ordensnamen Teresa annahm.
„Wichtigster Tag ihres Lebens“
In Kalkutta wurde Teresa zur Lehrerin ausgebildet, im Mai 1937 legte sie das Ordensgelübde ab und wurde Leiterin einer höheren Schule für bengalische Mädchen in Kalkutta. Direkt neben der Schule lag ein großes Armenviertel. Am 10. September 1937 zog Teresa sich nach Darjeeling zurück, wo sie sich entschloss, ihr Leben in Zukunft den Ärmsten der Armen zu widmen. 1946 begann sie, in Kalkutta unter den Ärmsten im Slum zu leben und zu arbeiten. Dennoch dauerte es bis 1948, bis sie die Erlaubnis erhielt, den Orden zu verlassen.
1949 schloss sich ein bengalisches Mädchen Teresas Wirken an, sie eröffnete die erste Schule in einem Slum in Kalkutta. 1950 genehmigte der Papst die Gründung der Gemeinschaft der Missionarinnen der Nächstenliebe
, die damals 12 Schwestern umfasste und deren Generaloberin Teresa wurde und bis kurz vor ihrem Tod blieb. Die Ordensschwestern verpflichteten sich, niemals für Geld oder für Wohlhabende tätig zu sein und kümmerten sich in den Elendsvierteln von um ausgesetzte Säuglinge, Kranke, Hungernde und Sterbende. 1952 eröffnete sie in das Haus Nirmal Hriday
, reines Herz
, ein Kranken- und Sterbehaus
, um die Ärmsten von der Straße zu holen. Dort haben seitdem zehntausende Menschen Hilfe gefunden, mehr als die Hälfte habe Dank der Pflege überlebt. Noch im selben Jahr konnte das Kinderhaus Shishu Bhavan
, Stadt des Friedens
, eröffnet werden. 1962 gründete Mutter Teresa die Leprakolonie Shanti Nagar
, Stadt des Friedens
. Es folgte die Gründung von Schulen für Arme, von Entbindungsheimen und einem Heim für ledige Mütter.
Einsatz für hilfsbedürftige Menschen
Durch den Journalisten Malcolm Muggeridge wurde Mutter Teresa
weltweit bekannt – ohne ihn hätte die Welt vielleicht nie von Mutter Teresa erfahren
, schrieb nach ihrem Tod die Catholic Times
. Sie selbst machte ihre Arbeit bekannt durch Reisen in die Metropolen der Welt. Die Gemeinschaft wuchs und bekam viele Spenden, besonders, nachdem Teresa 1979 mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. 1985 wurde ihr die Freiheitsmedaille des Präsidenten der USA verliehen. Weltweite Aufmerksamkeit erzielte schließlich auch ihre Freundschaft mit der Gattin des englischen Thronerben, Lady Diana.
Mutter Teresa erntete aber auch Kritik. In den Unterkünften in Kalkutta hätten unter der Verantwortung von Mutter Teresa untragbare hygienische Zustände geherrscht, unter denen die Kranken und Armen gelitten hätten. Sie habe dies zugelassen, weil sie das Leid verherrlicht habe, da es die Menschen dem Vorbild Christi näher bringe und so die Möglichkeit eröffne, Gott näher zu kommen. Vorgeworfen wurde ihr auch mangelnde Transparenz über die Verwendung der Millionen von Spendengeldern. Auch Mutter Teresas Ablehnung von Schwangerschaftsabbruch und Verhütung stieß auf Kritik. Die katholische Lepra-Ärztin Ruth Pfau hielt ihr vor, sich nicht um die Ursachen von Armut und Krankheit zu scheren. Gerüchte, die Ordensschwestern würden die Schwachheit der Kranken ausnutzen und sie auf dem Sterbebett bekehren, wurden immer wieder laut, aber von Mutter Teresa heftig dementiert.
Der Kritik zum Trotz wurde der Name Mutter Teresa
zum Sprichwort und für den Einsatz für Schwache, Kranke und Arme und zum Sinnbild dafür, was es heißt, sich selbst zurückzunehmen und sein Leben für andere einzusetzen. Nach ihrem Tod erhielt Mutter Teresa, der Engel der Armen
, in Indien ein Staatsbegräbnis. Im Jahr 2007 unterhielt der Orden 757Häuser der Nächstenliebe
in 145 Ländern, unter anderem Heime für Sterbende, für Aids- und Lepra-Kranke, für Obdachlose und Kinder.
Der Flughafen der albanischen Hauptstadt Tirana trägt den Namen von Mutter Teresa. Zu ihrem 100. Geburtstag 2010 wollte man sogar ihre Gebeine nach Tirana umbetten zu lassen. Auch das Kosovo beanspucht ihre Wurzeln, denn sie stamme von hier. In der Hauptstadt Priština wurde ihr am 20. Todestag eine große neue Kathedrale geweiht, eine Hauptstraße nach ihr benannt und dort eine Bronzestatue aufgestellt. Mazedonien bestreitet, Teresas Vater sei wirklich Albaner gewesen: er habe dem kleinen romanischen Volk der Zinzaren angehört, das im 18./19. Jahrhundert aus Albanien vertrieben wurde. 2017 wurde Teresa zur Mitpatronin des Erzbistums erhoben.
Bis zum nächsten Mittwoch
Eure Antonia xx
Fotoquelle:bbc.co.uk, brittanica