Mary Temple Grandin wurde am 29. August 1947 in Boston geboren. Sie ist die führende US-amerikanische Spezialistin für den Entwurf von Anlagen für die kommerzielle Viehhaltung. Sie ist Dozentin für Tierwissenschaften an der Colorado State University in Fort Collins und Autistin und berät die Nutztierindustrie. Als Temple Grandin zwei Jahre alt war, wurde bei ihr ein „Hirnschaden“ diagnostiziert. Sie sprach bis zum Alter von vier Jahren nicht und zeigte noch andere Verhaltensauffälligkeiten wie heftige Wutausbrüche und langes Betrachten von Details an Gegenständen. Ihre Eltern missachteten den Rat der Ärzte, sie in ein Heim zu geben und förderten sie von da an intensiv. Grandin wurde von einem sprachheilpädagogischen Kindergarten aufgenommen. Eine Nanny sorgte für die ersten Schritte zur Kommunikation mit anderen Kindern. Danach besuchte sie eine Reihe von Privatschulen. Diese Förderung ermöglichte es ihr, experimentelle Psychologie zu studieren und ihre Doktorarbeit zu schreiben.
Einer neuer Felsenstein in der Nutztierindustrie wurde gelegt.
Dr. Temple Grandin promovierte 1989 in Tierwissenschaften an der University of Illinois. Seit 1990 lehrt sie dieses Fach an der Colorado State University in Fort Collins. Dort betreibt sie die von ihr entwickelten „Grandin Livestock Systems“ (Grandin-Viehhaltungsmethoden). Sie hat in vielen Fernsehsendungen und Shows in Ländern mitgewirkt. Vorgestellt wurde sie zum Beispiel vom People Magazine und der New York Times. Im Jahr 2010 ernannte das Time Magazine sie zu einer der 100 einflussreichsten Personen. Interviews mit Dr. Grandin wurden im National Public Radio ausgestrahlt und 2010 hat sie einen Vortrag mit dem Titel „Die Welt braucht alle Arten von Köpfen“ gehalten. Sie hat außerdem über 400 Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und Tierzeitschriften über Tierhandhabung, Tierschutz und Anlagengestaltung verfasst. Sie ist Autorin von mehreren Besteller Büchern geworden. Ihre Lebensgeschichte wurde auch in einem HBO-Film mit dem Titel „Temple Grandin, staring Claire Danes“ gedreht. Dieser gewann sieben Emmy Awards und einen Golden Globe. Der Film zeigt ihr Leben als Teenagerin und wie sie ihre Karriere begann. 2017 wurde sie in die Women’s Hall of Fame aufgenommen und 2018 von der American Association for Advancement of Science zur Stipendiatin ernannt. Auch PETA zeichnete ihre Arbeit aus.
Heute ist sie Professorin und bekannte Rednerin für Autismus und Umgang mit Tieren.
Die von ihr entworfenen Einrichtungen befinden sich in den USA, Kanada, Europa, Mexiko, Australien, Neuseeland und anderen Ländern. In Nordamerika wird fast die Hälfte der Rinder in einem von ihr für Fleischfabriken entwickelten Mittelketten-Rückhaltesystem geschlachtet. Geschwungene Rutschen und Rennsysteme, die sie für Rinder entwickelt hat, werden weltweit verwendet. Ihre Schriften über die Flugzone und andere Prinzipien des Weidetierverhaltens haben vielen Menschen geholfen, die Belastung ihrer Tiere während der Schlachtung zu verringern. Ihr selbst entwickeltes Bewertungssystem wird von vielen großen Unternehmen zur Verbesserung des Tierschutzes eingesetzt. Weitere Forschungsbereiche sind von ihr: Rindertemperament, Umweltanreicherung bei Schweinen, Reduzierung von dunklen Schnitten und Blutergüssen, Bullenfruchtbarkeit, Trainingsverfahren und effektive Betäubungsmethoden bei Rindern und Schweinen in Fleischfabriken.
„Die Welt braucht alle Arten des Denkens.“
Temple Grandin ist eine autistische Frau, die ihre Einschränkungen überwunden hat, die ihr durch ihren Gesundheitszustand auferlegt wurden, um einen Doktortitel zu erhalten. Schon früh interessierte sie sich für Vieh, als sie Zeit auf der Ranch ihrer Tante und ihres Onkels verbrachte. Während einer Autofahrt mit ihrer Tante hatte sie zufällig eine entscheidende Beobachtung am Straßenrand gemacht: Rinder in einer Pressmaschine, damit diese geimpft werden konnten. Da Temple Grandin in ihrer Kindheit allzu intensive Berührungen nicht vertragen konnte, kombinierte sie diese Erfahrung mit den von ihr entwickelten Viehhaltungsmethoden. Zunächst baute sie für sich selbst eine spezielle „Berührungsmaschine“ mit seitlichen, gepolsterten Platten, deren Anpressungsdruck die zu therapierende Person mittels einer Steuerung durch mehrere Antriebe hinter den Platten selbst bestimmen kann. Diese Maschine half ihr zunächst selbst, die ihr unangenehme Reizüberflutung zu vermindern. Diese wird heute auch bei anderen Autisten zu diesem Zweck eingesetzt.
Bis zum nächsten Mittwoch
Eure Antonia xx
Fotoquelle: The New Yorker,willpowered.co