Käthe Kollwitz – eine Frau, deren Engagement zeitlos bleibt
Käthe Kollwitz, bürgerlich Käthe Schmidt, kommt am 8. Juli 1867 in Königsberg/Ostpreußen als fünftes Kind von Carl Schmidt und Katharina Schmidt zur Welt. Der Vater entdeckt früh die zeichnerische Begabung seiner Tochter – ihm verdankt sie ihre Künstlerkarriere. Er ist auch bereit, ihre Ausbildung zu fördern. Sie erhält ersten Unterricht in Königsberg bei dem Maler Gustav Naujok und dem Kupferstecher Rudolf Mauer. Später besucht sie teure Privatschulen in München und Berlin, wo sie Gleichgesinnte trifft. Im Juli 1888 lernt Sie den Arzt Karl Kollwitz kennen. Von 1888 bis 1890 geht Käthe Schmidt zum Studium an die Künstlerinnenschule nach München. In München erlebt die junge Künstlerin den Durchbruch der naturalistischen Freilichtmalerei mit Schilderungen des alltäglichen Lebens aus dem einfachen Volk – angeführt von Max Liebermann und Fritz von Uhde. Sie beschäftigt sich auch mit der naturalistischen Literatur sowie mit darin erörterten Frauenfragen und beginnt, sich mit der Geschlechterproblematik auseinander zu setzen. 1891 heiraten Käthe Schmidt und Dr. Karl Kollwitz. Sie ziehen nach Berlin – Prenzlauer Berg. Max Liebermann wird zum prägenden Vorbild für Käthe Kollwitz, die das Arbeiterleben in seinen charakteristischen Situationen, noch frei von jeglicher Sozialkritik, künstlerisch wiedergibt. Die Künstlerin erklärt später, sie habe durch Max Klinger den entscheidenden Impuls für ihre Hinwendung zur Graphik und die Beschäftigung mit den negativen Seiten des Lebens erhalten. 1892 wird ihr Sohn Hans Kollwitz geboren. Ab 1893 fängt sie mit »Ein Weberaufstand« an, den sie bis 1897 fertig stellt. Für ihre erste Lithographie zeichnet Käthe Kollwitz 1896 den älteren Sohn Hans. Ihr zweiter Sohn Peter Kollwitz wird 1896 geboren.
1898 gelingt Käthe Kollwitz auf der Berliner Kunstausstellung mit ihrem Zyklus »Ein Weberaufstand« der künstlerische Durchbruch. Max Lehrs wird auf Käthe Kollwitz aufmerksam und beginnt als erster Museumsmann die druckgraphischen Werke von Käthe Kollwitz zu sammeln. Von 1898 bis 1903 erhält Käthe Kollwitz einen Lehrauftrag an der Berliner Künstlerinnenschule und unterrichtet in Radieren und Zeichnen. Im November 1901 zeigt Käthe Kollwitz bei der Berliner Secession den farbigen Kombinationsdruck »Frau mit Orange«. Danach beginnt sie mit der Arbeit an ihrem zweiten druckgraphischen Zyklus »Bauernkrieg«. In Paris inspiriert von Zyklen farbiger Lithographien, plant sie ihren Bauernkriegszyklus zunächst als Folge farbiger Steindrucke. Die New Yorker Public Library erwirbt als erste öffentliche Sammlung in den USA ihre Druckgraphiken im Jahre 1902.
1907 erhält Käthe Kollwitz den durch Max Klinger gestifteten Villa-Romana-Preis verliehen.
Die Künstlerin vollendet 1908 ihren Zyklus »Bauernkrieg«. Er wird in einer hohen Auflage gedruckt. Von 1908 bis 1910 ist Käthe Kollwitz freie Mitarbeiterin des Simplicissimus. Mit insgesamt 14 Zeichnungen für die satirische Zeitschrift wendet sie sich direkt den aktuellen Problemen zu – sie macht ihre Graphik zunehmend zum Instrument sozialen und politischen Engagements.
Die Schattenseiten zur Zeit des Nationalsozialismus
Aufgrund der Klage eines Hausbesitzervereins wird ihr Plakat für den »Zweckverband Groß-Berlin« verboten. Es verweist auf die krasse Wohnungsnot in der Stadt. Die Nationalsozialisten diffamierten die Kunstwerke von ihr als „entartet“. 1912 wird Käthe Kollwitz zum Vorstandsmitglied der Berliner Secession gewählt und ein Jahr später ist Käthe Kollwitz Mitbegründerin und bis 1923 erste Vorsitzende des Frauenkunstverbandes. Ihr Sohn Peter fällt nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Alter von nur 18 Jahren am 22. Oktober als Freiwilliger in Belgien bei Dixmuiden. Daraufhin beginnt sie mit der Arbeit an der druckgraphischen Folge »Krieg«, in der die Künstlerin ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen des Ersten Weltkrieges thematisiert und den Tod ihres Sohnes verarbeitet.
1919 wird Käthe Kollwitz als erste Frau ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und gleichzeitig zur Professorin ernannt. Außerdem wird sie Mitglied im Hauptausschuss des Bundes Neues Vaterland der bedeutendsten deutschen pazifistischen Vereinigung im Ersten Weltkrieg. Die Künstlerin engagiert sich mit einem Plakat und mit »Flugblättern gegen den Wucher« gegen die Nachkriegsnot. Für den Mitteldeutschen Jugendtag 1924 der sozialistischen Arbeiterbewegung in Leipzig entsteht ihr Plakat »Nie wieder Krieg«, das eine Ikone der Friedensbewegung nach dem 2. Weltkrieg werden wird.
In den Jahren 1924 / 25 arbeitet sie für die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, die sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, die Volksmassen über die Schrecken der modernen Kriegsmethoden aufzuklären.
Zum 60.Geburtstag erhält Käthe Kollwitz zahlreiche Ehrungen und Ausstellungen
Die Staatliche Akademie der Kunstwissenschaften in Moskau organisiert die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Sowjetunion mit 60 Druckgraphiken. Als erster Frau wird Käthe Kollwitz am 29. Mai 1929 der Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste verliehen.
Vor den Wahlen am 13. Juli initiiert Käthe Kollwitz mit anderen Berühmtheiten unter der Überschrift »Dringender Appell« einen Aufruf zum Zusammenschluss der KPD und SPD, um eine nationalsozialistische Mehrheit zu verhindern. Selbst noch nach der nationalsozialistischen Machtübernahme unterstützt Käthe Kollwitz im Februar 1933 erneut einen plakatierten »Dringenden Appell« zum Zusammenschluss der linken Parteien bei den letzten freien Wahlen am 5. März. Mit der Drohung, die Preußische Akademie der Künste zu schließen, wird Käthe Kollwitz zum Austritt gezwungen. Das Ehepaar flüchtet aus Furcht vor Verhaftung im März in die Tschechoslowakei. Sie kehren aber nach wenigen Wochen nach Berlin zurück. Die Bekanntheit von Käthe Kollwitz in den USA nimmt kontinuierlich zu. Sie wird eine der wichtigsten Vermittler der Künstlerin in den USA.
1934 beginnt Käthe Kollwitz mit der Arbeit an der letzten druckgraphischen Folge »Tod«, die sie 1937 abschließt.
Sie ist ein Vorbild für Integrität und Unbeugsamkeit
Ab 1937 werden ihre Werke entweder verkauft, getauscht oder dem Kommissionsbestand überführt. Da die öffentlichen Ausstellungspläne scheitern, zeigt die Künstlerin eine Auswahl ihrer Arbeiten in ihrem Atelier in der Klosterstraße. Ihr Schwerpunkt liegt nun auf Verkäufe in den USA. Käthe Kollwitz ist zutiefst erschüttert von den Ereignissen der Reichspogromnacht am 11. November. Sie leidet unter den Verfolgungen der Juden, deren Schicksal sie durch die Familie ihrer Schwester hautnah miterlebt. Im Herbst 1939 gibt die Künstlern aus gesundheitlichen Gründen ihr Atelier in der Klosterstraße auf. Ende November 1943 wird die langjährige Berliner Wohnung bei Luftangriffen zerstört. Käthe Kollwitz lebt und arbeitet dort über 50 Jahre seit 1891. Das Haus ihres Sohnes Hans in Berlin wird Anfang Dezember schwer beschädigt. Käthe Kollwitz folgt im Sommer der Einladung des Prinzen Ernst Heinrich von Sachsen. Sie bezieht dort zwei Zimmer im Rüdenhof. Seit 1995 ist das Gebäude Gedenkstätte für die Künstlerin. Am 22. April 1945 stirbt Käthe Kollwitz in Moritzburg.
Nachwort
Käthe Kollwitz ist zweifellos eine der bedeutendsten Frauen der letzten Jahrhunderte. Ihre Kunst ist völlig eigenwüchsig und trägt alle Merkmale des Genialen. Ihre Sprache versteht jede Person. Die große Spannweite ihres Schaffens umfasst ebenso die großen ernsten Lebensthemen – das Leid schlechthin, Not und Tod, Hunger und Krieg – wie auch die absolut heiteren, lichten Zonen des Lebens. Ihre expressionistischen Druckgrafiken und Plastiken bilden auf mitfühlende Weise menschliches Leid ab und fangen Schmerz und Not von Armen und Verwundeten in einem von Kriegen zerrissenen Land ein.
Da ich das Käthe- Kollwitz- Gymnasium in Berlin besuchte, habe ich mich bereits im Kunstunterricht mit Käthe Kollwitz auseinander gesetzt. Ich bin sehr froh darüber, mich mit den Werken dieser engagierten Künstlerin in der Schulzeit befassen zu können.
Bis nächste Woche Mittwoch
Eure Antonia xx
Foto Quelle: www.dw.com/de/k%C3%A4the-kollwitz-zum-150-geburtstag/g-39517397