Jeanne d’Arc, eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters lebte ein kurzes und gleichzeitig ereignisreiches Leben. Sie wurde am 6. Januar 1412 in Domrémy, einer Region in Frankreich, als Tochter wohlhabender Bauern geboren. Zudem besaß sie noch drei Brüder. Obwohl Jeanne d’Arcs Familie zu den wohlhabenderen im Dorf gehörte, scheute Jeanne d’Arc nicht die Arbeit auf dem Feld und sie half fleißig im Haushalt. Auch übernahm sie Aufgaben innerhalb der dörflichen Gesellschaft und fungierte als Patin für die Kinder befreundeter Familien. Sie besuchte auch häufig Messen in der örtlichen Kirche. Gerade tobte der Hundertjährige Krieg, in dem England versuchte, Frankreich zu besetzen. Englische Truppen hatten den Norden Frankreichs bereits komplett eingenommen und den damaligen König, Heinrich V., vom Thron gestürzt. Der Krieg verschonte auch nicht das kleine Dorf. Trost suchte Johanna bei Gott. Gerichtsprotokolle belegen, dass Jeanne d’Arc schon im Alter von 13 Jahren erste Visionen hatte. Darin erschienen Heilige, die ihr befahlen, ihr Land zu befreien. Jeanne vertraute den Stimmen, die ihre ständigen Begleiter wurden. Sie berief sich bei ihrer göttlichen Mission auch auf eine Legende, die zu ihrer Zeit kursierte und in der sie sich selbst zu erkennen glaubte. So habe der Magier Merlin vorhergesagt, dass ein Mädchen aus dem Eichenwald kommen werde, um Frankreich zu retten. Kein gewöhnliches Mädchen, es werde eine Jungfrau sein. Ihre Jungfräulichkeit behielt sie bis zu ihrem Tod bei. Binnen kürzester Zeit sollte sie sich, die weder lesen noch schreiben konnte und vom Militärischen nichts wusste, zu einer Feldherrin entwickeln.
Die Französin veränderte die Welt, indem sie sich für ihr Land einsetzte und als erste Frau in den Krieg zog.
Vier Jahre später durfte sie vor dem französischen Königshaus sprechen. Sie beschrieb sich dort als Engel und sagte, dass sie im Namen des Himmels geschickt worden sei. Man prüfte ihren Glauben und ließ sie am 29. April 1429 in einer Ritterrüstung und mit der Unterstützung einer ganzen militärischen Truppe nach Orléans ziehen. Ihr Siegeszug war beeindruckend: Innerhalb von nur zwei Monaten waren alle Engländer aus dem südlichen Teil des Landes vertrieben worden. Sie entscheidet sich gegen Frauen- und für Männerkleidung – diese sei praktischer beim reiten. Auch schneidet sie sich die Haare kurz und gleicht so nach außen eher einem männlichen Kämpfer. Jeanne d’Arc zieht nach Chinon zum Dauphin Karl VII. und überzeugt ihn von ihrer wichtigen Mission. Doch die Frage, ob sie von Gott oder dem Teufel geschickt wurde, musste erstmal geklärt werden. Also sendete man sie zum Examen nach Poitiers, wo eine Kommission von Geistlichen sie prüfte. Auf die geistliche folgte die körperliche Untersuchung: Frauen vom Hofe schauten nach, ob Johanna auch wirklich eine Jungfrau sei. Das musste sie sein, denn die Lehre der Kirche besagte, dass eine unberührte Frau nicht vom Teufel besessen sein konnte. Das Resultat war in beiden Fällen entlastend. Sie erwies sich in den Examina als gute Katholikin. Der Dauphin durfte sich mit ihr einlassen. So zieht sie zusammen mit Karl VII. nach Reims und lässt ihn zum französischen König krönen.
„Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?“ – Jeanne d’Arc
Bei ihrer Bemühung, Paris zu befreien, wurde sie von englischen Soldaten verhaftet. Man warf ihr vor, abergläubisch zu sein und Verbrechen gegen die göttliche Hoheit begangen zu haben. Der anschließende Prozess dauerte mehrere Monate und Jeanne d’Arc wurde für schuldig erklärt. Unter anderem auch für Mord: Da sie als weiblicher Soldat nicht offiziell anerkannt wurde, sah man alle Männer, die sie in den Schlachten besiegt hatte, als Mordopfer an. Am 30. Mai 1431, im Alter von nur 19 Jahren, verbrannte man Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen. Karl VII konnte unterdessen den größten Teil seines Landes zurückgewinnen und den Hundertjährigen Krieg beenden. Erst im Jahr 1455, bemüht sich Karl VII. um die Wiederherstellung der Ehre der Frau, die ihn zum König machte. Er strebt einen Rehabilitierungsprozess an, in dem das Urteil von 1431 revidiert wird. 1909 wurde sie von Papst Pius X. selig und 1920 von Benedikt XV. heiliggesprochen.
Trotz ihres frühen Todes gilt Jeanne d’Arc als Heldin.
Für die Franzosen ist sie eine Märtyrerin. An die tapfere Kriegerin erinnern sich die Menschen in ihrem Land auch heute noch – sie gilt als großherzig, schlagfertig und als das heldenhafte Bauernmädchen. Schriftsteller wie William Shakespeare, Voltaire, Bertolt Brecht und Friedrich Schiller nahmen sich ihre Geschichte zum Vorbild. Weder vor noch nach ihr ist jemals ein Mensch in der Weltgeschichte hervorgetreten, der in so kurzer Zeit so viel erreicht, verändert und darüber hinaus noch eine so enorme Fernwirkung erzielt hat.