Iris Apfel kommt am 29. August 1921 als Iris Barrel in Queens, New York City zur Welt. Sie ist eine us-amerikanische Stilikone. Das Metropolitan Museum of Art hat ihr 2005 als erste lebende Person, die keine Modedesignerin ist, eine Ausstellung mit 80 Outfits gewidmet. Zuvor ließ Harold Koda mit einem Lastwagen 300 Kleidungsstücke und Hunderte Accessoires aus ihrer Wohnung abholen. Harold Koda hatte nicht damit gerechnet, bei ihr einen solchen Schatz zu entdekcken, eigentlich sollte es nur eine kleine Schau mit ein paar Outfits werden.
Mit 98 Jahren ist sie die älteste Stilikone der Welt
Aber Iris Apfel ist eben nicht einfach eine verrückte Alte, die sich nicht mit der Tristesse des Alterns abfinden wollte und deshalb beschloss, wilder zu sein als die anderen 80-Jährigen. Sie hat ihr Leben lang dafür gearbeitet, einmal mit ihrem Stil berühmt zu werden. So steht es in ihrer vor Kurzem erschienenen Biografie. Nach ihr wurde eine Barbiepuppe gestaltet, sie hat eine Kosmetiklinie mit einem extra roten Lippenstift, ist Gastprofessorin an der Universität Austin, Texas, sie verkauft Accessoires auf einem Shoppingkanal. Ihren Geburtstag feierte sie mit dem Designer Tommy Hilfiger. 2015 drehte der Regisseur Albert Maysles eine Dokumentation über ihr Leben.
Als Erweckungserlebnis beschreibt sie ihre erste Shoppingtour im Alter von zwölf. Das war 1933, ihre berufstätige Mutter hatte keine Zeit, also gab sie ihrer Tochter 25 Dollar und schickte sie nach Manhattan ins Kaufhaus S. Klein. Dort kaufte das Mädchen ein Kleid, dazu Schuhe und einen Hut. Die Auswahl hielt den harten Kriterien ihrer immer makellos gekleideten Mutter stand und Iris Apfel fühlte sich ermutigt, es weiter zu versuchen. Die Brille ist längst zum Markenzeichen von Iris Apfel geworden. Zusammen mit ihrem Mann Carl, mit dem sie 66 Jahre verheiratet war, stattete sie mit ihrer Firma „Old World Weavers“ das Weiße Haus unter den Regierungen von Harry S. Truman bis Bill Clinton mit historisch nachgearbeiteten Stoffen aus.
Stil – man hat ihn oder nicht
Was ihr auch mit 98 Jahren nicht behagt: anderen Ratschläge zu geben. Vielleicht, weil es bei ihr beim ersten Mal mit dem Bauchgefühl so gut klappte. Sie ist überzeugt, dass man Stil nicht lernen kann: „Entweder man hat ihn oder nicht.“ Sie studierte Kunstgeschichte und später Kunst, wollte erst Journalistin werden, stattete dann aber Häuser und Wohnungen reicher New Yorker aus. Einfach nur schlau zu sein, reichte ihr nicht. Sie arbeite hart daran, für ihr Äußeres gelobt zu werden – nicht für ihr Aussehen, sondern für ihre besonderen Outfits. Sie kaufte überall ein, auf Flohmärkten, in Discountern, in Paris, wenn die Haute-Couture-Häuser ihre Musterstücke verkauften, und Accessoires und Schmuck. Davon hat sie solche Mengen, dass sie jetzt, wo ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, so viel wie möglich auf einmal tragen will. Dabei lebte sie ihre Exzentrik immer auf eine sehr altmodische Art aus. Am liebsten würde sie Briefe mit Brieftauben verschicken, E-Mails lehnt sie ab. Sie wollte immer auffallen, aber niemanden vor den Kopf stoßen. Dafür hatte sie ein einfaches Motto: „Erst anpassen, dann ausscheren.“
Heute ist Sie der Meining, es gäbe keine Kreativität mehr, jeder kopiere den anderen und alle sähen gleich aus. Individualität scheint heute ein schmutziges Wort zu sein. Es gibt so viele Auswahlmöglichkeiten, und trotzdem sehen alle aus, als würden sie in Uniformen stecken. Hier tragen im Winter alle Frauen schwarze Stiefel, schwarze Strumpfhosen, schwarze Pullover und schwarze Daunenjacken. Dabei ist Farbe so wichtig, damit sieht man auch besser aus. Im Februar 2019 schloss Iris Apfel mit 97 Jahren bei der Modellagentur IMG einen Vertrag als Modell ab. Iris Apfel ist ein absolutes Vorbild für ein selbstbestimmtes, kreatives und fröhliches Leben. Und dabei eine echte Stilikone.
Bis nächsten Mittwoch,