Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle, so ihr eigentlicher Name, wurde am 29.Oktober 1930 in Neuilly-sur-Sein, in der Nähe von Paris, als Tochter von André Marie Fal de Saint Phalle und Jeanne Jacqueline (geb. Harper) geboren. Der Vater, ein Bankier aus einem alten französischen Adelsgeschlecht, war ein Börsenmakler, der während des Börsenkrachs von 1929 verarmte. Die Mutter war Amerikanerin. Mit elf Jahren wurde sie von ihrem Vater sexuell missbraucht– ein Schock, der sie über eine spätere Therapie zur Kunst führte.
Niki de Saint Phalle war eine Weltbürgerin, aufgewachsen in New York, auf Reisen in Europa, später tätig in der Schweiz, Frankreich, Israel, Italien und zuletzt wieder in Kalifornien.
Nach einer Kindheit in einer großbürgerlichen Familie und der streng katholischen Erziehung in einer amerikanischen Klosterschule heiratete sie mit achtzehn Jahren einen jungen amerikanischen Künstler und bekam zwei Kinder. 1960 erfolgte die Scheidung. Nach einem psychischen Zusammenbruch begann sie in der Nervenheilanstalt zu malen – am Anfang der selbsttherapeutische Versuch einer Autodidaktin, ihre Alpträume und Träume in Bilder umzusetzen.
1955 begegnete sie dem Schweizer Metallkünstler Jean Tinguely – »Er war die Person, die ich treffen musste« und ging eine enge Arbeits- und Lebensgemeinschaft mit ihm ein. Die Idee der Schießbilder entstand – weiße Materialobjekte mit eingearbeiteten Farbbeuteln, auf die geschossen wurde, wodurch Aggressionen frei wurden und die Farbe sich über das Bild ergoss. Die Schießbilder erregten Aufsehen und wurden ihr erster Erfolg. Sie sagte selbst dazu: »1961 schoss ich auf Papa, alle Männer, bedeutende Männer, dicke Männer, Männer, meinen Bruder, die Gesellschaft, die Kirche, den Konvent, die Schule, meine Familie, meine Mutter…«. Mit dem monumentalen Bild Kingkong war die Befreiungsaktion der Schießbilder abgeschlossen. Jetzt konnte Niki de St. Phalle sich einem neuen Thema zuwenden: ab 1962 setzte sie sich auf ungewöhnliche Weise mit der Frauenrolle auseinander. Es entstanden plastische Objektbilder von Frauenfiguren wie Die rote Hexe, Die Braut, Die rosa Geburt und Das Monster.
Und dann kamen die Nanas, die die Künstlerin berühmt machten.
Die ersten Figuren waren noch aus Draht und Stoff, sie wurden 1964 in Paris ausgestellt. 1966 folgte das erste Großprojekt im Moderna Museet in Stockholm – eine begehbare 27 m lange liegende Frauenfigur mit Eingang durch die Vagina, die Urmutter aller folgenden Nanas, die nun, monströs, heiter, poppig bemalt, provokant und empörend die Welt erobern sollten. Mit ihrer Parole “Alle Macht den Nanas” griff Niki de St. Phalle die in der Luft liegenden Ideen der Frauenbewegung auf. Zunächst als überlebensgroße Polyesterfiguren gestaltet, wurden die Nanas in jeglicher Form – als Schmuckstücke, Parfümflakons, Plakatmotive – zum Symbol für weibliches Selbstbewußtsein und Stärke.
1968 nahm Niki de Saint Phalle erstmals an einer Ausstellung des Museum of Modern Art in New York teil. Weitere Ausstellungen folgten 1969 in München und in Hannover sowie 1970 in Paris, 1971 in Amsterdam, Stockholm, Rom und New York. 1979 begann sie in der Toskana in Capalbio, südlich von Grosseto, mit dem Bau des Giardino dei Tarocchi. Dieser Garten des Tarot wurde 1998 für die Öffentlichkeit freigegeben. Noch bekannter ist der 1982 begonnene Bau des Strawinski-Brunnens vor dem Centre Pompidou in Paris, der von ihr zusammen mit Jean Tinguely gestaltet wurde. Niki de Saint Phalle gehörte zu den Gründungsausstellerinnen der Bundeskunsthalle in Bonn. Von Juni bis November 1992 stellte sie unter anderem auf dem dortigen Dachgarten über 20 zum Teil begehbare Großplastiken aus.[6] 1999 übernahm Niki de Saint Phalle den Auftrag zur Ausgestaltung der Grotten im Großen Garten in Hannover-Herrenhausen, die seit 2003 für Besucher offenstehen. Ihr Werk „L’ange protecteur“ („Schutzengel“, schwebende Frauenfigur) befindet sich in der Halle des Zürcher Hauptbahnhofes.[7]
Sie starb am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren im Süden des US-Bundesstaates Kalifornien in San Diego, das für sein mildes pazifisches Klima bekannt ist. Die Ärzte hatten ihr den Aufenthalt dort aus gesundheitlichen Gründen empfohlen. Sie selbst war der Meinung, dass sie nach jahrzehntelanger Arbeit mit den giftigen Dämpfen, die bei der Verarbeitung des Kunststoffes entstehen, schwere Gesundheitsschäden der Atemwege davongetragen hatte.
Fotoquellen: Wikipedia, Tagesspiegel,