Kaum zu glauben, aber so viele Branchen der Berufswelt werden von Männern dominiert. Ok, dabei fallen uns die vielen technischen und bauhandwerklichen Jobs ein. Aber auch in Politik, Medien, Film und TV, im IT-Bereich und ganz besonders auf Führungsetagen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Doch was passiert eigentlich, wenn sich Frauen in Männerdomänen hineinwagen? Hier ein kleiner Erfahrungsbericht aus nächster, weiblicher Nähe.
Es sind die ersten Tage nach meinem bestandenen Abitur. In der Warteschleife auf einen Studienplatz bin ich auf dem Weg in ein Verlagshaus. Ich habe ein Bewerbungsgespräch in der Redaktion einer Nordrhein-Westfälischen Zeitung. Yeah, ich habe den Job als Layout-Assistentin! Aber nicht unbedingt, weil ich qualifiziert und weiblich bin. Der Chef-Redakteur benannte den Grund meiner Zusage nüchtern: „Weil sich niemand anderes für diese Position beworben hat, nehmen wir Sie.“ Ich atme einen kurzen Moment tiefschwer durch! Als ich jedoch meine finanziellen Konditionen erfahre, verlasse ich innerlich jubelnd das Gespräch.
Allein unter Männern, die Schlagzeilen machen!
Bereits in den ersten Arbeitstagen stelle ich fest: Ich bin hier anders! Weiblich außer mir ist die Sekretärin des Chef-Redakteurs und die Fachkraft für Reinigung. Mein Arbeitsplatz ist in einem Großraumbüro voller Redakteure – allein unter Männern, die Schlagzeilen machen! Meine Kollegen schreiben gestresst von früh bis spät in die Tastatur, recherchieren unter Zeitdruck nach hochaktuellen Themen und werten die neuesten dpa-E-Mails aus. Das ist sehr verantwortungsvoll – und ganz klar „Männersache“.
Meinen Job mache ich allerdings schnell mit links. Was sich meine älteren Kollegen mühevoll erlernen müssen, fliegt mir ganz einfach zu – der Umgang mit digitalen Medien und Programmen. So gehe ich oftmals mittags beschwingt in den Feierabend. Und ich stelle schnell fest – das ist auch so erwünscht. Männer arbeiten hier gerne unter sich, flaxen derb über weibliche Berufskollegen an fernen Standorten oder erzählen sich Witze über Blondinen. Als ich eines Tages an meinem Arbeitsplatz herzhaft in mein Mittagsbrot hineinbeiße, traf mich fast der Schlag: Ich wurde freundlich aus dem Zimmer gebeten, damit man endlich mal Sprüche unter Männern bereden könne! Ich wurde schlichtweg verbannt aufgrund meines Geschlechts!
Frauen und Backen
Der Chefredakteur im Separee zeigte sich mir eher selten – das sollte sich jedoch bald ändern mit einem besonderen Anlass: Einer selbst gebackenen Torte, die ich an meinem Geburtstag in die Redaktion brachte und allen bestens schmeckte. Beim gemeinsamen Kuchenessen in der Männerabteilung stellte das Oberhaupt der Belegschaft meine wahren Qualitäten fest: Frauen und Backen. Das Rezept sollte ich ihm umgehend mitbringen – für seine (Haus- und Ehe)-Frau natürlich – zum Nachbacken.
Heute, 10 Jahre später, kann ich über die Erfahrung „Allein unter Männern“ teils schmunzeln über die kuriosen Begebenheiten. Andererseits stelle ich mir die Frage: „Hat sich seitdem überhaupt etwas geändert? Sind die Branchen offener und frauenfreundlicher geworden?“ Passend zum Thema gibt es einen tollen Kurzfilm mit Purl – schaut doch mal rein!
Wie sind Eure Erfahrungen zu diesem Thema? Schreibt uns an hello@ladonnacoannone.berlin. Wir sind schon sehr gespannt auf Eure Feedbacks.
Euer Team von La Donna Cannone Berlin xx
Foto Quelle: Rodion Kutsaev